Day 136 - Au Pair Life and Hunger Games

Vielleicht bin ich gerade einfach noch in den Bann gezogen von 'The Hunger Games', aber der grobe Gedanke geht mir schon länger durch den Kopf.

Irgendwie denke ich manchmal, das Leben als Au Pair ist wie die Hunger Games, nur ohne das ganze Töten und den Kampf ums Überleben und so. Wer die 'Hunger Games' nicht kennt: Jeweils 1 Junge und 1 Mädchen aus 12 'Distrikten' treten in dem Film/Buch in den Hunger Games gegeneinander an und kämpfen ums überleben, nur einer gewinnt (oder in diesem Fall nach 74 Hunger Games auch mal zwei). Das Ganze dient der Belustigung der höheren Gesellschaft. Der Film wurde übrigens in North Carolina gedreht, was ich letzte Woche erst herausgefunden habe und einer der Gründe war, den Film endlich zu gucken. Das Capitol soll sogar Charlotte sein. Vieles scheint 'hinzudesigned' zu sein, aber teils konnte man echt die Skyline von Charlotte erkennen.

Zurück zum Thema: manchmal denke ich, man kann das Au Pair-Sein mit so etwas vergleichen. Klar, es dient nicht zur Belustigung des Volkes und es bringen sich nicht die Au Pairs verschiedener Cluster gegenseitig um oder so. Aber mal so ganz allgemein. Mir ist heute mal wieder aufgefallen, dass ich es gar nicht wirklich checke, dass ich in Amerika lebe und ca 8.000km weit weg von zu Hause bin. Es fühlt sich einfach an als wäre man an einem anderen Ort. Nicht so krass weit weit, einfach nur woanders. Man hält Kontakt zu den Lieben daheim, aber nur übers Internet. Man tauscht sich mit den anderen 'Teilnehmern' aus - die Mädels von der Orientation, neu gewonne Freunde in der Gegend oder wildfremde Au Pairs auf Facebook.

Und irgendwie ist man hier 'gefangen'. Klar, keiner zwingt mich dazu hier zu bleiben. Und ich mag es hier auch echt. Ich liebe meine Gastfamilie und ich liebe Charlotte und genrell North Carolina. Ich liebe den Abenteuersinn, ständig zu überlegen wo es als nächstes hingeht. Aber ich selbst 'zwinge' mich dazu hier zu bleiben. Ja ich liebe es hier, aber ich mag mein zu Hause auch ganz gerne. Und dort sind viel mehr Menschen, die ich liebe und gerne um mich hätte. Aber es gibt ja etwas, das mich hier hält. Das ist wie gesagt erst einmal meine Gastfamilie. Ich kann mir keine bessere vorstellen. Klar bin ich manchmal etwas genervt von ihnen, aber das ist ja normal, das hat man in seiner richtigen Familie zu Hause ja auch oder im Freundeskreis. Aber an sich ist meine Gastfamilie schon super und ich glaube für mich ist sie die perfekte 'Zweitfamilie'. Ich bin eben einfach ein Familienmitglied, das besonders viel mit anpackt. Dann hält mich mein Ehrgeiz hier. Aufgeben ist nicht drin. Ich wollte das machen, also mache ich es auch - klingt ja fast als wäre es ganz schlimm hier. Und vor allem war es ja auch über 3 Jahre mein Traum, ich habe so viel Energie, Kraft, Zeit und Arbeit hier rein gesteckt. Das wirft man nicht mal eben so weg. Und ich will am Ende sagen können, dass ich es geschafft habe und nicht, dass ich nach x Monaten die Lust/Kraft/Motivation verloren habe. Und es wartet ja noch so viel auf mich. Erst einmal Thanksgiving (ist laut Jaime aber gar nicht so besonders), dann fahre ich Denise und Selina in Durham besuchen, dann Weihnachten und Silvester, Annika in Boston besuchen, meine Eltern kommen, Nils kommt, Elena und Mareike kommen, NYC und Broadway mit der Gastfamilie, 3-4 Wochen Florida und natürlich der Reisemonat (so sieht zumindest der momentane Plan aus). Nicht zu vergessen natürlich, die Zeit die man mit der Gastfamilie und den Freunden hier verbringt. Klar ist das Arbeiten nicht das coolste am Job und kein Au Pair kann mir sagen, dass sie es nur wegen der Kinder macht, denn Kinder gibt es auch im Heimatland, aber genrell Zeit mit der Familie zu verbringen ist schön. Sie sind nun einmal wie eine Familie für mich und man muss sich echt mal bewusst machen, dass man nur dieses 1 Jahr mit ihnen verbringt. Ersteinmal. 136 Tage bin ich schon in den Staaten, 133 in meiner Familie. Im Nachhinein ging das doch schneller als gedacht. Mehr als 1/3 der Zeit ist schon vorbei. 227 Tage verbleiben noch in der Gastfamilie. Minus 14 Tage Urlaub, minus ca. 26 freie Sonntage, minus 8 freie Wochenenden sind 171 Arbeitstage. Das klingt recht wenig. Wenn man dazu die (hoffentlich) 4 Wochen Florida nicht als Arbeitstage zählt, da es ja ein Mix aus Arbeit und Urlaub ist und die Art Arbeit die ich da machen werde für mich vermutlich zu 95% als Familienleben gilt, könnte man nochmal ca. 23 Tage exra abziehen. Bleiben 148 Tage. Zählt man die Tage, die ich ab der Kurzbewerbung auf die Ausreise gewartet habe, kommt man auf etwa 250 Tage. Die Zeit verging im Nachhinein so schnell. Un dagegen wird dieses Jahr am Ende nichts sein. In spätestens 258 Tagen werde ich schon wieder mit meinen Eltern zu Hause am Küchentisch sitzen und über all das hier reden. Dann ist das hier Vergangenheit. Warum also überhaupt Gedanken daran verschwenden warum man hier ist und nicht daheim? Warum überhaupt die Tage zählen, bis man heim geht? Der Tag wird am Ende früher kommen als einem lieb ist und zählen beschleunigt den Warteprozess auch nicht. Wenn es etwas gibt, das die Zeit beschleunigt, dann ist es genießen. Und das ist auch die beste Art seine kostbare Zeit hier zu nutzen.

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